Nachmittags-Exkursion bei Wiggensbach

Donnerstag, 20.08.2020: bei Temperaturen nahe 30°C ist ein idyllischer Bachlauf mit sauberem Wasser und weitgehend im Schatten genau das richtige Ziel für eine Kurz-Exkursion in die Obere Süßwassermolasse (OSM) zum Kollerbach.

Vier Stoi’klopfer erscheinen pünktlich am Treffpunkt bei Kollerbach. Das vorsorglich mitgenommene Mückenschutzmittel ist nicht notwendig, wohl aber die Gummistiefel, denn der Bach ist unser Weg. Und dieser Bach mit meist geringer Wasserführung hat sich im Lauf der Jahrtausende tief eingegraben, so dass insbesondere auf der rechten Bachseite an mehreren Prallhängen bis zu 20 m hohe Gesteinsprofile aufgeschlossen sind: obenauf eine mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Bodendecke, darunter die Obere Süßwassermolasse, welche wiederum untergliedert ist in den Nagelfluh (Konglomerat) und bis zum Bach-Niveau hinunter die Feinsedimente.

Hier wechseln sich Mergel- und Sandsteinschichten ab mit Gerölllagen, Süßwasseronkoiden und Schichten mit Schalenresten von Schnecken. Eingelagert sind inkohlte Hölzer, deren Holzmaserung teilweise ausgezeichnet erhalten ist. Theoretisch können selten auch Reste von Sauriern und fossilen Schildkröten gefunden werden.

Eine Besonderheit stellt ein Kohleflöz in Form von Weichbraunkohle dar, das hier aber aufgrund seiner geringen Mächtigkeit früher wohl nicht abgebaut worden ist. Überwiegend handelt es sich dabei um eine dünne Schicht bituminöser Mergel.

Auf der linken Bachseite rieselt ein kleiner Nebenbach aus ca. 1 Meter Höhe durch Gras und Sträucher zum Kollerbach und hinterlässt einen Teil seines Kalk-Gehalts in Form von Sinterterrassen, die man in vielfach vergrößertem Maßstab kennt von Pamukkale, den Plitvicer Seen und anderen Orten.

Wieder einmal zeigt sich, dass auch unsere engere Heimat lohnende Ziele bietet. Immerhin führt der „UmweltAtlas Bayern“ die Aufschlüsse im Kollerbachtal als bedeutendes Geotop und  als geowissenschaftlich wertvoll.

 

 

Weiterführende Literatur:

  • SCHWERDT K. & SCHOLZ H., (1983), ‘‘Quartär, Molasse und Nordrand des Helvetikums zwischen Kollerbach und Grünten‘‘, Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, Band 65, Stuttgart, ISSN 0078-2947 S. 45-60
  • SCHOLZ H. (1986), ‘‘Beiträge zur Sedimentologie und Paläontologie der Oberen Süßwassermolasse im Allgäu‘‘, Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, Band 129, Wien, ISSN 0016-7800, S. 99-127
  • UmweltAtlas Bayern 
  • Wikipedia
    „Die Prallhänge am Kollerbach zeigen die typische Schichtfolge der Oberen Süßwassermolasse im Bereich des Adelegg-Schwemmfächers. Die gebirgsnahe Radialschüttung weist einen hohen grobklastischen Anteil auf. Diskordanzen, Kalkkrusten und Fossilien weisen auf das Klima und die Sedimentationsbedingungen hin. Im Bachbett ist Schieferkohle aufgeschlossen.”

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