Die Mineralien des ehemaligen Bleibergbau Obernberg am Brenner

Mit Mikroskop und Beleuchtung bepackt zogen mehrere Stoi’klopferinnen und Stoi’klopfer in das Vereinsheim ein – doch was sollte dieser Transport? 

Gerhard Berger moderiert den Mikroskopierabend. Foto Hanke

Vereinsmitglied Gerhard Berger hatte einen Mikroskopierabend zum Thema „Die Mineralien des ehemaligen Bergbaus Obernberg am Brenner“ vorbereitet. Zu beginn stellte er Historie und Geologie des Bergbaus vor.

Geologische Einordnung 

Die Blei – Zink – Vererzung am Obernberg fand sich in hydrothermalen Erzgängen des hellgrauen, leicht marmorisierten Wettersteinkalkes. der in die Zeit des Mitteltrias gehört und damit ca. 200 Millionen Jahre alt ist.

Geschichtliches 

So würden manche Forscher dort das älteste Bergwerksgebiet Tirols vermuten. Noch heute kann man die fünf Knappenlöcher südlich der Kachelstube oberhalb des Obernberger Sees gut erkennen. Abgebaut wurde anfangs Silber, später auch weißer Marmor, beispielsweise für die Hofkirche in Innsbruck. Hier in Stichworten die Geschichte:

  • Der Abbau von Bleierzen bei Obernberg fand wahrscheinlich schon in der Römerzeit statt.
  • Den höchsten Stand der Blüte erreichte der Bergbau in Obernberg und Vinaders um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Nach einem Ausweis des Berggerichtes Sterzing (Wo|fstrigl-Erzbergbau, S. 280) gab es am Tribulaun, am Kühberg und am Neßlacher Joch in den Jahren 1481 bis 1514 insg. 285 Belehnungen an Schürfen, Neugruben, Gruben, Altgruben und Halden.
  • Die Verhüttung der gewonnenen Erze geschah hauptsächlich in der Schmelzhütte Vinaders, westlich von St. Leonhard (Mulserhaus Nr. 23. h. Parigger Dav.), die bis 1560 in Betrieb stand. Eine Erzschmelze gab es auch im Dorf Gries (Schmelzhütte 1544) und eine andere in St. Jodok (Baurecht der Schmelzhütte 1480). Zum Teil kamen die Erze manchmal auch in das Schmelzwerk Gossensaß, das sonst für die Pflerscher Betriebe arbeitete.
  • Um 1560 waren in Obernberg alle Betriebe aufgelassen und stillgelegt und kamen bis heute nicht wieder in Gang. Der Hauptgrund, weshalb in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts viele Tiroler Bergwerke ihren Betrieb schließen mussten, läge nicht etwa in dem Umstand, dass plötzlich jedes Erzvorkommnis erschöpft und aufgebraucht war, sondern vielmehr in der Tatsache, dass um diese Zeit große Mengen Gold, Silber, Zinn und Kupfer aus dem neuentdeckten Land Amerika per Schiff herüberkamen. Deren Einfuhr verursachte einen starken Preissturz für alle Metalle, so dass die Tiroler Grubenarbeiter keinen hinreichenden Lohn mehr bekamen. Dies war auch bei den Bergknappen in Obernberg der Fall.
  • Nach weiteren Versuchen während des zweiten Weltkrieges wurde der bergmännische Abbau der Erze endgültig eingestellt.

Mikroskopische Betrachtung

Stoi’klopfer beim Betrachten der Micomounts… Foto Hohl

Nach dieser Einführung in den  erloschenen Bergbau in Obernberg und der dort vorkommenden Mineralien ging es um das Betrachten der Micromounts*, wofür das Mikroskop notwendig war. Hierzu gab Berger 64 Mineralien in die Runde zum Anschauen im Umlaufverfahren. Die Mineralien waren nummeriert und für jeden Teilnehmer lag ein kleiner Katalog bei, wo anhand der Nummern Informationen zu den Kristallen, Begleitmineralien und Besonderheiten aufgezeigt wurden.

Weit über den Zeitraum eines üblichen Vereinsabends hinaus wurde intensiv durch die Okulare geschaut und die, in kleinster Ausbildung oft traumhaften Kristalle,  betrachtet und besprochen. Alle Teilnehmer waren sich einig, solch einen Abend bei Gelegenheit zu wiederholen.

Einige Mineralien

Tetraedrit aus Obernberg, Slg. & Foto Hanke, Bb 1,3 mm

Pyrit aus Obernberg, Slg. Böttcher, Foto Hanke

Bournonit aus Obernberg, Slg. & Foto Hanke

Hemimorphit-xx bilden eine Kappe/Helm auf einem Bergkristall, BB 1,2mm, Obernberg am Brenner, Slg. Berger, Foto Hanke

Azurit-Rosette – BB 1,2 mm, Obernberg am Brenner, Slg. Berger, Foto Hanke

Valentinit xx; sich durchdringende Valentinit-Kristalle auf Bergkristall, BB 1,2 mm aus Obernberg, Slg. Berger, Foto Hanke

 

* Der Begriff Micromount wird zur Bezeichnung von Fundstücken verwendet, die so klein sind, dass sie ausschließlich einer starken Lupe oder besser mit einem Stereo-Mikroskop betrachtet werden. 

 

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