In dieser kurzen geologischen Übersicht kann natürlich nicht die gesamte geologische Entwicklung im Detail dargestellt werden – hierzu sei auf die Fachliteratur verwiesen. Die vereinfachte Zeittafel soll helfen, die Altersangaben einzugliedern.
Erdaltertum (älter als 252 MioJ)
Geologisch gesehen ist das jetzige Allgäu ein junges Gebiet. Die ehemaligen Gebirgsbildungen aus der variszischen und früheren Zeit sind komplett erodiert und bilden lediglich den tiefliegenden Sockel für weitere Ablagerungen. Reste sind nur in großen Tiefen bei Bohrungen zu finden.
Trias (252 – 202 MioJ)
Das heutige Allgäu befand sich vor rund 250 Mio J. weit südlicher als heute, in einem flachen Schelfmeer in der riesigen Bucht des Tethysmeeres, östlich des Kontinents Pangäa. Durch dessen Auseinanderbrechen verbreiterte sich dieses Meer und drang dadurch nach Westen vor.
Zu Beginn der Triaszeit, als noch Festlandsbedingungen herrschten, kamen Sandsteine zur Ablagerung. Danach bildeten sich – mit einer kurzen Unterbrechung in der beginnenden Obertrias – nahezu während der gesamten Trias in einem langsam absinkenden, warmen, flachen Meer die Kalk- und Dolomitgesteine der Nördlichen Kalkalpen. In dieser Zeit hielt die Sedimentationsrate immer in etwa mit einer fort währenden Absenkung des Meeresbeckens Schritt. Dies ist der Grund dafür, dass ein bis mehrere tausend Meter mächtiger Stapel aus Sedimenten und Karbonatgesteinen, teils in Riff- und Lagunenbereichen, teils in den angrenzenden Becken abgelagert werden konnte.
Es herrschte ein überwiegend feuchtes, subtropisches Klima, welches außer in den oft lebensfeindlichen Wattenmeeren die Entwicklung von Lebewesen generell begünstigte. Hierdurch konnte sich eine teilweise völlig neue Fauna und Flora bilden.
Jura (202 – 145 MioJ)
Zu Beginn der Jurazeit beendeten tektonische Prozesse diese über lange Zeit andauernde ruhige Sedimentation im Raum der späteren Nördlichen Kalkalpen. Es entstanden einzelne rasch absinkende, tiefere Meeresbecken. Auf den Schwellen entstanden oft nur geringmächtige Kalksteine, während sich zeitgleich in den Becken mächtige, mergelreiche Serien absetzten.
Der Schwarze Jura (Lias) entstand aus einem schlecht mit Sauerstoff versorgten flachen Meer und bildete meist Ton-Mergel und Kalksteine, während der braune Jura (Dogger) eher aus dunklen Tonen, gelblichen Kalksteinen und bräunlichen Sandsteinen im küstennahen seichten Gewässern besteht. Dagegen ist der Weiße Jura (Malm) eher aus hellen Gesteinen gebildet – oft aus ehemaligen Kalkriffen.
Bei den Lebewesen vollzog sich erneut ein Wandel – Saurier aller Größen begannen sich zu verbreiten, während erste Vögel und selten die ersten Säugetiere auftauchten – allerdings nicht im Allgäu. Dominierend in dieser Zeit waren Ammoniten / Belemniten.
Kreide (145 – 66 MioJ)
Unbekannt ist oft, dass die Kreidezeit nicht nur die klassische Schreibkreide hervorgebracht hat, sondern auch grünliche Quarzsandsteine, Sande und Tone. Nördlich des Gebietes, in dem die Gesteine der Nördlichen Kalkalpen abgelagert wurden, bildete sich ein neues Ozeanbecken, der Penninische Ozean. In seinen Tiefseebereichen wurden während der Kreide immer wieder große Sedimentmassen abgelagert. Aus dem Material entstanden die typischen, rhythmisch geschichteten Sedimente des Rhenodanubischen Flysches, der nördlich vor den Kalkalpen liegt. Im Schelfmeersaum, der weiter nördlich an den penninischen Ozean anschloss, lagerten sich gleichzeitig die Sedimente des so genannten Helvetikums ab. Dabei handelt es sich um kalkig-mergelige, teils auch sandige Sedimentgesteine.
Zunehmend gröber werdende Sedimente in den Nördlichen Kalkalpen Schwabens weisen ab der jüngeren Unterkreide bis in die ältere Oberkreidezeit auf nun intensive tektonische Bewegungen hin. Es entwickelten sich zu jener Zeit die wesentlichen tektonischen Strukturen der Nördlichen Kalkalpen. Bedingt durch Dehnungstektonik sanken in der folgenden jüngeren Oberkreidezeit erneut Becken ein.
In dieser Zeit starben viele Organismen aus dem Erdmittelalter aus und wurden wieder durch neue Formen ersetzt. Über die Ursache wird spekuliert – als eine Möglichkeit gilt der Einschlag eines Riesenmeteoriten vor dem heutigen Yucatan vor etwa 65,8 MioJ. Erste Blumenpflanzen und Bäume tauchten auf und verdrängten die alte Flora innerhalb kurzer Zeit. Ammoniten erreichten den Höhepunkt ihrer Verbreitung, aber die Artenvielfalt der Fauna nahm kontinuierlich ab.
Durch die tektonischen Überschiebungen wurden die abgelagerten Gesteinsserien abgeschert, verfaltet, verschuppt und in Form von mächtigen Gesteinsdecken übereinandergestapelt. Daraus entstand die tektonische Einheit des Helvetikums, dessen vielfältige Gesteinsserien heute in den Allgäuer Alpen vor und unter dem Deckenstapel aus Rhenodanubischem Flysch und Nördlichen Kalkalpen liegen.
Zum Ende der Kreidezeit schlug ein großer Meteorit auf der heutigen Yucatan-Halbinsel ein – mit weltweiten Auswirkungen: Wissenschaftler vermuten einen direkten Zusammenhang zwischen den Folgen des Einschlags und dem Aussterben der Dinosaurier sowie weiter Teile der mesozoischen Fauna und Flora.
Tertiär (66 – 2,6 MioJ)
Das Tertiär wird in neueren geologischen Zeittafeln oft als Paläogen (Alttertiär) und Neogen (Jungtertiär) bezeichnet.
Zu Beginn dieser Zeit begann das Ozeanbecken zwischen der Adriatischen und der Europäischen Platte durch tektonische Bewegungen zu verschwinden. Weite Teile des bisherigen Ablagerungsraums hoben sich über den Meeresspiegel und sind damit bereits seit dem jüngeren Alttertiär intensiver Erosion ausgesetzt. Flüsse und Bäche transportierten die Sedimente aus den sich hebenden Alpen herab und füllten damit das Meer im Norden – das Molassebecken – auf und bildeten somit die Molasse, deren Hauptbestandteile Sandsteine und Mergel sind. Die Molasse kann stellenweise mehrere Tausend Meter dick werden. Man unterscheidet die Untere Meeresmolasse, die Untere Brackwassermolasse, die Untere Süßwassermolasse, die Obere Meeresmolasse und die Obere Süßwassermolasse.
Da sich die tektonischen Bewegungen während des Tertiärs fortsetzten und sogar bis heute anhalten, wurden die im Süden liegenden Gesteine des Molassebeckens in die Alpenfaltung mit einbezogen. Auf diese Weise entstanden – im Gegensatz zur (ungefalteten) Vorlandmolasse – die Überschiebungs- und Muldenstrukturen der Faltenmolasse.
Ammoniten waren nicht mehr vorhanden, dafür entwickelten sich eine Vielzahl von Schnecken, Foraminiferen und anderen maritimen Fossilien, die je jünger sie waren, den heutigen Arten immer mehr ähnelten. Auch Säugetiere verbreiteten sich zusehends. In diese Zeit fällt auch eine langsame aber stetige Abkühlung der Erde, die dann in den Quartären Eiszeiten münden sollte. Dadurch bedingt wanderten viele Arten weiter in Richtung Süden ab.
Im Miozän, vor ca. 14,8 Millionen Jahren, schlug ein Meteorit von etwa 1 km Durchmesser auf der Erdoberfläche ein, wodurch ein Krater von ungefähr 4 km Tiefe und 12 km Durchmesser entstand – das heutige Nördlinger Ries. Dessen Auswirkungen reichten bis ins Allgäu, da die durch die Explosion ausgelöste Druck- und Hitzewelle im Umkreis von etwa 100 km alles Leben auslöschte.
Quartär (2,6 MioJ – heute)
Während im Tertiär riesige Ablagerungen erfolgten, kam es im Quartär nur zu vergleichsweise sehr dünnen Schichten.
Erhebliche Temperaturschwankungen erzeugten die Eiszeiten (Biber-, Donau-, Günz-, Mindel-, Riß- und Würmeiszeit). Die Gletscher lagerten Sedimentmaterial in großen Moränen ab, welche die Grundlage für die typischen Formen des Alpenvorlands bildeten. Teilweise wurde das Moränenmaterial von den Schmelzwasserströmen weitertransportiert und in weitflächigen, ausgedehnten Schotterfeldern wieder abgelagert. Die entstehenden Flüsse formten nun die unterschiedlichen Schotterterrassen. Die vegetationslosen Moränen und Sandflächen waren schutzlos dem Wind ausgeliefert, der den Staub verwehte und diesen als Löß wieder ablagerte – Grundlage für die Fruchtbarkeit unserer Böden.
Unter den ausgedehnten Wäldern der Zwischenglaziale entstanden tiefgründige Verwitterungsböden, in nassen Bereichen bildeten sich mächtige Torfablagerungen. Dort, wo Holz und Torf später von überlagernden Sedimenten oder Eis gepresst wurden, findet man heute mit der Schieferkohle ein Gestein, das stark verdichtet, überwiegend aber noch nicht zu Kohle umgewandelt ist.
Mit der letzten Klimaerwärmung begann vor etwa 11.500 Jahren die jüngste Phase der Erdgeschichte, das Holozän. Die Terrassenbildung entlang der größeren Flussläufe setzte sich fort. Durch Wasseraustritte in den Talflanken bildeten sich Sinterkalksteine, welche teilweise die Eiszeitmoränen verfestigten. In feuchten Geländesenken entstanden Moore. In den Alpen sorgt bis heute die fortschreitende Erosion für Umlagerung von instabilen Gesteinsmassen und teilweise auch für größere Bergstürze.
Verwendete Quellen:
- GEYER O.F. & GWINNER M.P. (1986), Geologie von Baden-Württemberg, 3. Auflage, Schweizerbart’sche Verlagsbuchandlung, Stuttgart, ISBN 3-510-65126-X
- FREUDENBERGER W. & SCHWERD K. (1996), Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:500.000, Bayerisches Geologisches Landesamt
- FROITZHEIM N. (2015?), Geologie der Alpen, Online Vorlesungsskript der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn auf https://www.steinmann.uni-bonn.de
- PFIFFNER A. (20016), Geologie der Alpen, 3. Aufl., Haupt-Verlag, Bern, ISBN 978-3-8252-686101
- Deutsche Stratigraphische Kommission (Hrsg.; Red,Koord. & Gest.: Menning , M. & Hendrich, A.) (2016): Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2016. Potsdam (GeoForschungsZentrum)
- SCHOLZ H. (2016), Bau und Werden der Allgäuer Landschaft, 3. Auflage, Schweizerbart’sche Verlagsbuchandlung, Stuttgart, ISBN 978-3-510-65333-1